Startseite /Menü Sonstiges/ Chronik des Rittergutes
In einer Urkunde vom Mai 1416 wird Lauterbach erstmals erwähnt.
Als Besitzer werden die Gebrüder Hans, Georg und Heinrich von Machwitz genannt. Die fränkische Besiedelung hatte bereits im 12. Jahrhundert begonnen und Lauterbach sicher schon vor 1400 erreicht. In der Teichanlage gegenüber dem Rittergut ist noch heute der Bühl - die Schutzinsel - einer Ringwallanlage aus der Erstbesiedelung zu erkennen. Weitere urkundliche Erwähnungen erfolgten 1421 und 1436. Am 23.8.1436 leiht Landgraf Friedrich der Jüngere von Thüringen"Nickel von Machwitz und seinen Söhnen Unterlauterbach, mit Ober- und Niedergerichten wie dies vordem die Molstorffer gehabt haben". Verschiedene Urkunden bezeichnen den Ort bis 1436 mit"Lutirbach", 1470 mit"Luterbach"und 1485 mit"Lauterbach".
Seit 1445 wird das Rittergut Unterlauterbach als Rittersitz erwähnt. 1537 ging das Rittergut in Besitz des Eberhard von Feilitzsch auf Treuen über und war lange im Besitz dieser Familien, 1724 erwarben es die Brüder Major Friedrich von Obernitz und Oberstleutnant Karl-Heinrich von Obernitz, 1744 war das Rittergut abgewirtschaftet und kam"subhasta", zum Zwangsverkauf.
Nach der Familiengeschichte erwarben Georg Adler und sein Vetter Wolf Adam Adler das Rittergut am 24.3.1744. Möglicherweise waren sie anfangs Pächter bis zum amtlichen Vollzug des Kaufvertrages. Hierzu verzeichnet das Staatsarchiv Chemnitz unter 30840 Unterlauterbach folgendes:"...danach wir das hochadeliche Obernitzische Rittergut Unterlauterbach vor dem königlich-polnischen und churfiirstlich-sächsischen Amte zu Flauen subhasta standen, solches auch auf allergnädigsten Befehl adjudiert und in Lehen gereichet worden, geschehen Unterlauterbach, 28.Juny 1746."
Mit diesem Erwerb und dem Kauf weiterer Rittergüter begann die über 200-ährige, erfolgreiche Familiengeschichte der Adlers im Vogtland. Die Adlers gehörten zu Exulanten, die im Zuge der Religionsauseinandersetzungen nach der Reformation aus habsburgischen Landen vertrieben und über die Oberpfalz bzw. das Egerland Anfang des 17. Jahrhunderts ins protestantische Vogtland eingewandert sind. Die Familien verbreiteten sich von Süden her über das gesamte Vogtland. Unter ihnen waren Advokaten, Pastoren und Bauern. Die Rittergutsbesitzer gehörten jeweils zu den Patronatsherren der St. Bartholomäuskirche Treuen. Christian Gottfried Adler wurde im Jahre 1787 in die 1. Kammer des Sächsischen Landtages berufen.
Aus einem Kernbau der Besiedlungszeit wurde 1511 durch Umbau und Erweiterung das feudale Herrenhaus errichtet. Eine Bronzetafel mit Inschrift aus dieser Zeit weist auf die bauliche Erweiterung hin. Der Wirtschaftshof war trapezförmig angelegt und bildete mit dem Gutshaus einen Vierseithof. Die Wegeverbindung ging bis ins 17. Jahrhundert über den Hof durch ein nördliches Einfahrtstor mit Türmchen und einem südlichen Ausfahrtstor. Nur ein schmaler Weg verlief außerhalb des Gutes direkt an der Westseite.
1885 brannte der Wirtschaftshof zum großen Teil ab. Das Vieh konnte mit Unterstützung der Bevölkerung weitgehend gerettet werden, das Herrenhaus blieb vom Brand verschont. Bernhard Adler baute bis 1890 den Wirtschaftshof wieder auf in der noch heute sichtbaren Form und Größe. Der zweigeschossige Rechteckhof mit Wirtschafts-, Stall- und Scheunengebäuden in massiver Bauweise - mit Granitgewänden an den Öffnungen - wurde annähernd um ein Drittel größer errichtet. Gleichzeitig wurde auch der Gutspark in der heutigen Form im Stile eines englischen Landschaftsparkes erweitert.
Zum Gut gehörte immer eine Reihe von Teichen im Mündungsgebiet des Lauterbaches in die Trieb, die der Fischwirtschaft dienten. Durch die Vergrößerung des Teiches der ursprünglichen Ringwallanlage entstand der Mühlteich vorwiegend zum Betreiben der Wassermühle. Weiterhin gehörten zum Rittergut ca. 200 ha Bergwald mit dem Butterberg (471 m) und dem Knock (581 m). 1861 entstand nordöstlich des Gutes eine Begräbnisanlage. Diese Familienbegräbnisstätte wurde im Zuge der Bodenreform zur Materialbeschaffung abgebaut und nach und nach zerstört. Die letzten Reste wurden nach der Privatisierung des Waldes vor etwa 3 Jahren komplett beseitigt. Reste der Grababdeckung sind noch im Remisengebäude des Gutshofes zu sehen.
Carl Ferdinand Adler, der letzte Besitzer des Rittergutes Unterlauterbach, hatte das Gut bereits 1923 verpachtet. Er bewirtschaftete und bewohnte das Rittergut Straßberg. 1936 wurde er gezwungen, 70 ha des Straßberger Gutes für die Deutsche Wehrmacht zur Erweiterung des Truppenübungsplatzes Plauens zu verkaufen. Die restlichen Flächen des Straßberger Gutes erwarben die Sächsische Bauernsiedlung Dresden und weitere 4 kleinere Bauern, infolge dieser Entwicklung erweiterte, sanierte und modernisierte C. F. Adler daraufhin das Herrenhaus in Unterlauterbach und zog erbittert 1939 dort ein.
Am 20. Juli 1944 wurde C. F. Adler 80 Jahre alt, und im gleichen Jahr war nach der Familienchronik das Rittergut Unterlauterbach 200 Jahre im Besitz der Adlers. Über das Kriegsende bis zu seinem Tod 1948 lebte C. F. Adler im Gutshaus.
Bereits am 17. April 1945 waren in den Ort amerikanische Kampftruppen eingezogen. Nach kleineren Kampfhandlungen in der Region zogen sie sich aus Unterlauterbach zurück und besetzten es am 6. Mai endgültig. Aufgrund der Vereinbarungen des Potsdamer Abkommens lösten am 2. Juli 1945 sowjetische Truppen die amerikanischen als Besatzungsmacht ab.
Bild des Gutshofes aus dem Jahre 1946, gemalt von Werner Hinze, Leipzig
Nach dem Vorbild der Sowjetunion wurde in der Sowjetischen Besatzungszohne 1945 der gesamte Grundbesitz über 100 ha entschädigungslos enteignet. Zur Durchführung dieser Bodenreform ist am 1.4.1946 in Unterlauterbach eine Bodenreformkommission gegründet worden. Die Aufgabe war, den enteigneten Rittergutsbesitz einschließlich Wald von insgesamt 289 ha aufzuteilen. Geschaffen wurden 6 Neubauernstellen von je 10 ha landwirtschaftlicher Fläche und 2 ha Wald. Für 4 Neubauernstellen wurde dazu der Wirtschaftshof entsprechend der vorgesehenden Nutzung aufgeteilt. Dabei wurde die geschlossene Hofbebauung bewusst durch bauliche Grenzabstände zerstört. Es war sicher kein geordnetes Vorgehen, sondern die schnelle Schaffung von Neubauernstätten, ganz im Sinne der politischen Ideologie. Dazu sind jeweils Stallungen und Scheunen aus den vorhandenen Gebäuden durch Rückbau, Umbau etc. errichtet bzw. hergerichtet worden. Die restlichen Agrarflächen des Rittergutes wurden an landarme Bauern, weitere Siedler und die Gemeinde Unterlauterbach verteilt. Den größten Teil des Waldes erhielt das Land Sachsen. Das Herrenhaus mit Gutspark wurde am 30. April 1947 der Gemeinde Unterlauterbach übereignet. Somit war der Grundbesitz von Carl Ferdinand Adler aufgeteilt und mit Schreiben des Landrates vom 1. Oktober 1945 entschädigungslos enteignet.
F. Adler schrieb daraufhin an die Bodenreformkommission:"... ihm selbst, seiner Tochter und Enkeltochter einen Landwirtschaftsbetrieb von ca. 70 ha und ca. 20-30 ha Wald zu belassen, da er Nazigegner war und durch Zwangsverkauf seines Straßberger Gutes schon stark geschädigt worden sei". Er hatte keinen Erfolg. Ein weiterer Versuch, ersatzweise"... das Gutshaus samt Garten ..."zu behalten, in dem immer noch ca. 30 Flüchtlinge untergebracht waren, hatte ebenfalls keinen Erfolg. C. F. Adler mit seiner Familie ist doch der Ausweisung aus dem Gutshaus und ebenfalls dem zwangsweisen Abtransport nach Rügen entgangen. Seine Enkeltochter Edith Bayerlein, geb. Landmann, sowie der langjährige Pächter Oskar Delling erhielten eine Neubauernstelle auf dem Gutshof zugesprochen.
Eine kleine Episode verhinderte den Abriss des Gutshauses. Das Herrenhaus hatte, wie üblich, die Hausnummer 1, als die Verfügung der Sowjetischen Militär-Administration (SMAD) kam, das Gebäude Nr. 1 abzureißen. Es waren über 30 Personen, darunter viele Flüchtlinge, im Herrenhaus untergebracht. Den Beauftragten erschien es verantwortungslos, dies auszuführen. Sie versuchten einen Trick und wechselten die Hausnummer l des Herrenhauses mit der der Försterei aus. Dann wurde entsprechend die eher unbedeutende Försterei als Hausnummer 1 abgebaut. Der Trick war gelungen. Es sind keine negativen Folgen aufgrund des Handels bekannt geworden. Respekt den damaligen Verantwortlichen!
Den Veränderungen durch die Bodenreform folgten die Auswirkungen durch die Kollektivierung der Landwirtschaft. Es ergab sich die spontane Zerstückelung des Gutshofes und durch Mangel und Interesselosigkeit eine Verwahrlosung der Gebäudeanlagen, der Verfall und zuletzt der teilweise Abriss. 1989 standen vom Gutshof nur noch Teile von privat bewirtschafteten Gebäuden und das Herrenhaus, der Rest war eingefallen und/oder wurde noch abgebrochen, und mitten auf der ehemaligen Hofanlage standen Schuppen und Scheunen aus der Neubauernzeit.
Aufbau der Gutshofanlage durch Sanierung, Modernisierung und Neuaufbau seit der Deutschen Einheit 1990
Im Jahre 1990 war die Gemeinde Oberlauterbach Eigentümer des Herrenhauses und des Gutsparkes im Ortsteil Unterlauterbach sowie der Gebäude des Neubauern Oskar Delling. Beide Gebäude waren bewohnt. Im Herrenhaus waren außerdem die"Heimatstube"des Kulturvereins sowie ein"LPG-Konsultationsstützpunkt"untergebracht. Die Gemeinde verkaufte nach der Wende das ehemalige Gutsverwalterhaus und vermietete die Räume des LPG-Konsultationsstützpunktes an ein Architekturbüro, zudem erwarben die Betreiber des Büros leer stehende Hofgebäude einer früheren Neubauernstelle.
Nach Gemeinderatsbeschluss wurde das Architekturbüro mit der planerischen Ortsaufnahme nach den Bedingungen des Amtes für Ländliche Neuordnung (ALN) und der Erstellung eines Ortsentwicklungkonzeptes beauftragt. Mit dem Ortsentwicklungskonzept war es möglich, im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes Förderanträge zur Sanierung und Modernisierung von Gebäuden sowie auch der teilweisen Wiederherstellung von historischen Gebäuden beim ALN einzureichen. Die erste Beantragung von Fördermitteln von 3 Eigentümern des Gutshofes wurde vom ALN gleichzeitig genehmigt. Diese ersten Sanierungsmaßnahmen wurden 1992 begonnen und bereits 1993 beendet. Diese Erneuerungsmaßnahmen haben überzeugt und zudem Mut gemacht, auf diesem Weg weiter zu arbeiten, um auch den restlichen Gutshof wieder aufzubauen. Zeitgleich hatte die Gemeinde den Mühlteich entschlammen und ca. 50.000 m3 Aushub ganz objektnah ablagern und zum Ausbau eines Biotopes einbauen lassen. All diese Leistungen würdigte das Sächsische Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten 1994 mit einem Preis.
Ergänzend wurde von Privathand das ehemalige Milchhaus von der Bundesvermögens- und Treuhandgesellschaft erworben. Bereits Ende 1995 war dieses sehr desolate Gebäude saniert und umgebaut und konnte als Architekturbüro mit Wohnung genutzt werden. Inzwischen ist es zudem mit einer gastronomischen Einrichtung Bistro"Hofstub"für die Besucher des Gutshofes und der Unterlauterbacher Teichlandschaft erweitert worden. Die Gemeinde ließ den Gutspark zur Nutzung als Festplatz ausbauen. Es wurden notwendige Sanitäranlagen errichtet für Veranstaltungen und Feste, wie das beliebte, jährlich stattfindende Parkfest. Das aus der Nachkriegszeit stammende Freilichttheater wurde in Funktion und Gestaltung zeitgemäß erneuert. Ein schweres Unwetter hatte 2006 den Park sehr zerstört, er wurde aber zügig neu gestaltet und 2008 in seinem Baumbestand komplett saniert und in der Wegeführung gänzlich erneuert.
Nach Abschluss der gemeinsamen Sanierungs- und Wiederaufbaumaßnahmen wurden 1994 zu Himmelfahrt durch den neu gegründeten Förderverein zum Erhalt des Vogtländischen Umgebindehauses und mit Unterstützung der Gemeinde das l. Gutshoffest veranstaltet. Der Zuspruch der Bevölkerung für dieses Familienfest war überraschend groß, es kamen ca. 2.500 Besucher. Es war ein Fest mit Handwerkern und Kunsthandwerkern, Künstlern, Klöpplern, Buchbindern, einer Bilderausstellung im Kulturboden des Remisengebäudes und natürlich mit Kaffee und Kuchen, Gegrilltem, Bier, Glühwein und Säften sowie Live-Musik der "Rodewischer Tanzkapelle". Das lies motivierte den Verein, dieses Fest jährlich zu wiederholen. Wegen Bauarbeiten wurde es 1999 vorübergehend in den Gutspark verlegt und von Gemeinde durchgeführt. Inzwischen wird das Gutshoffest seit langem im Gutshof des Rittergutes Adlershof durchgeführt. Zu Himmelfahrt 2011 wird bereits zum 18. Gutshoffest eingeladen.
Seit einiger Zeit ist dieses Gebäude, ehemals Bistro Hofstub, kein Imbiss/Bistro mehr.
Nach Absprache mit den zuständigen Behörden und der Zusage der Bereitstellung der beanspruchbaren Fördermittel zum Aufbau des Natur- und Umweltzentrums begann die Gemeinde 1998 mit der Planung und nach Gehmigung mit den Bauarbeiten zur Schließung der Ostlücke des Gutshofes. Die Ostlücke ist der Bereich des früheren Kuhstalles zwischen dem Milchhaus und dem Gutsverwaltergebäude. Auf einer Grundfläche von 630 m2wurde ein 2-geschossiges Massivgebäude mit ausgebautem Dachgeschoss in zeitgemäßer Anpassung an die historische Bebauung errichtet. Im Jahr 2000 bezog das Natur- und Umweltzentrum des Vogtlandkreises das inzwischen sanierte Herrenhaus. Nach Fertigstellung der Ostlücke konnten 2004 dann die weiteren dringend benötigten Räumlichkeiten bezogen werden. Im Neubau wurden im Erdgeschoss Werkstätten, auch für Kursteilnehmer, Räume für Arbeitsgeräte, überdachte Vortrags- und Veranstaltungsbereiche mit einem Info- und Verkaufsraum eingerichtet. Im Obergeschoss sind ein großer Vortrags- und Veranstaltungssaal, ein kleiner Saal, weitere Besprechungsräume sowie die Küche mit Vorratsräumen und die Naturherberge mit über 30 Übernachtungsmöglichkeiten untergebracht. Dieses umfangreiche Raumangebot ist zur Durchführung des anspruchsvollen pädagogischen Programms der Kinder- und Erwachsenenbildung erforderlich.
Weiterhin wird im Gutspark die Imkerei mit einem Bienenhaus betrieben. Im Landschaftsschutzgebiet "Lauterbacher Teiche" wurde ein 3-sprachig ausgeschilderter Lehrpfad mit Aufenthaltsbereichen und Schutzdächern angelegt. Die vielen Mühen von privater wie kommunaler Seite beim Wiederaufbau der Gesamtanlage des Rittergutes Adlershof wurden öfters in der Presse erwähnt und gewürdigt sowie im Rahmen des Wettbewerbes"Unser Dorf soll schöner werden"prämiert. Im Wettbewerb um den europäischen Dorferneuerungspreis 2006 wurde Oberlauterbach ein Anerkennungspreis für besondere Leistungen im Bereich der Dorfentwicklung verliehen. In der Begründung wurde folgendes hervorgehoben:"Der Ort überzeugt mit umfassenden Infrastrukturmaßnahmen, der Revitalisierung des Rittergutes Adlershof mit dem integrierten Natur- und Umweltzentrum Vogtland, der Wiederbelebung von verschiedensten Festen, dem hohen Eigenleistungsanteil bei Projektumsetzungen und der Schaffung von Gemeinschaftseinrichtungen zur Verbesserung der kulturellen und sozialen Qualitäten".
Literaturnachweis:
Besonderen Dank Gotthard Schneider und Bärbel Gröger, Oberlauterbach/Würzburg, für die Texte. Diese wurden übernommen aus: "Mitteilungen des Vereins für vogtländische Geschichte, Volks- und Landeskunde"
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